Antwort Offener Brief – Belegung Kreissporthallen – insbesondere Burachhalle - mit geflüchteten Menschen

Sehr geehrter Herr Präsident, lieber Herr Beck,

vielen Dank für Ihren Brief vom 27.10.2022 an Herrn Landrat Sievers, der mich gebeten hat, Ihnen zu antworten, nachdem wir uns bereits zur Kernfrage der Dauer der Burachhallen-Belegung telefonisch ausgetauscht haben.

Zunächst bin ich sehr beeindruckt, dass rund 315 Sportvereine im Landkreis Ravensburg in unserem Landkreis aktiv sind. Mit einem großen persönlichen Engagement trägt jeder von Ihnen dazu bei, unseren Landkreis lebenswert mitzugestalten und insbesondere Kindern und Jugendlichen ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen. Es sind u.a. auch die Sportvereine, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft stärken, indem Sie Menschen unabhängig von ihrer soziokulturellen Herkunft zusammenbringen und über die gemeinsame Begeisterung für den Sport Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen. Auch für Menschen, die auf Grund einer Flucht aus ihrem Herkunftsland zu uns in den Landkreis kommen, sind die Sportvereine eine Anlaufstelle für erste Integrationsschritte.

Hierfür möchte ich Ihnen auch im Namen von Herrn Landrat Sievers meinen herzlichen Dank und meine Anerkennung aussprechen.

Es ist mir natürlich bewusst, dass die Belegung von Sporthallen und auch Stadthallen insbesondere nach den Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie eine immense Belastung für die jeweilige Kommune und eine erhebliche weitere Beeinträchtigung für das Vereinsleben und den Schulsport bedeutet.

Sie können mir glauben, dass uns diese Entscheidungen nicht leichtgefallen sind und wir angesichts der starken Zuströme und des Mangels an ausreichenden Unterkünften schweren Herzens auf diese Option zugreifen.

Dass es bezüglich der Burachhalle, aber auch anderer Objekte zu einer Änderung der Belegung mit internationalen Asylsuchenden an Stelle der ukrainisch Geflüchteten kommt, liegt an einer Umkehr der Zugangszahlen. Insbesondere gingen die Zuteilungen von Ukrainern deutlich zurück; im Gegenzug stiegen die Zugänge an Asylbewerbern signifikant. Für den bevorstehenden Winter rechnen wir für beide Flüchtlingsgruppen mit weiteren Erhöhungen an Zugängen und Zuteilungen geflüchteter Menschen.

Da weitere neue Unterkünfte erst ab Frühjahr 2023 zur Verfügung stehen werden, benötigt der Landkreis für die Unterbringung dieser vielen Menschen eine Übergangslösung in Form einer Hallenunterbringung, die jedoch mit einem Abbaukonzept verknüpft wird.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen kann ich Ihre Fragen wie folgt beantworten:

  • Es ist zutreffend, dass der Landkreis Ravensburg gezwungen ist, zumindest vorübergehend auch Asylbewerber nach dem FlüAG in Sporthallen unterzubringen, wobei wir uns zunächst auf die kreiseigenen Immobilien konzentrieren. Hierzu gehört auch die Burachhalle.
  • Die Unterbringung in Hallen ist eine Übergangslösung, bis eine Verlegung der Geflüchteten in andere Unterkünfte erfolgen kann. Dafür wird mit Hochdruck an der Schaffung neuer Unterbringungskapazitäten gearbeitet. Insbesondere werden im Jahr 2023 bis zu 10 neue Containeranlagen errichtet und weitere Festgebäude akquiriert. Daneben schaffen die Kommunen Kapazitäten für die kommunale Anschlussunterbringung.
  • Für Sport, der nicht in den bisherigen Räumlichkeiten stattfinden kann, werden so gut es geht, Ausweichmöglichkeiten gesucht, was in einzelnen Fällen mit längeren Anfahrtswegen verbunden sein kann. Sportunterricht sollte im Rahmen von Prüfungsvorbereitungen gar nicht ausfallen. Schon bei der letzten Flüchtlingskrise 2015/2016 haben die Schulen am Beruflichen Schulzentrum Ravensburg gemeinsam mit uns als Schulträger während der Flüchtlingsbelegung der Burachhalle durch pragmatische, engagierte und hoch motivierte Schulleitungen und Sportlehrerinnen den prüfungsrelevanten Sportunterricht und die anschließenden Prüfungen (z.B. Sportabitur) organisiert und erfolgreich durchgeführt. Die gegebene Situation wurde angenommen und gemeinsam nach Lösungen gesucht. Die damalige Konstellation ist der jetzigen durchaus ähnlich und es können wieder andere Sportstätten ersatzweise zu bestimmten Zeiten zur Verfügung gestellt und von den Schulen bereits aktuell genutzt werden. Hierzu zählen beispielsweise Turnhallen in der unmittelbaren Nachbarschaft im Bildungszentrum St. Konrad und an der Martinusschule, das Sportzentrum an der PH Weingarten und im Hallenbad Weingarten sowie das Boulderzentrum Ravensburg.

Ziel aller Anstrengungen ist, dass die Kreissporthalle im Sommer 2023/2024 wieder für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung steht. Darauf arbeiten wir mit Tatkraft und Zuversicht hin, wenngleich die Zugangssituation hoch dynamisch bleibt, von der weiteren Entwicklung in der Ukraine und anderen Weltgegenden abhängig ist und daher für uns nur sehr schwer zu prognostizieren ist.

Noch einmal erlaube ich mir Ihnen allen meinen persönlichen Dank für ihr Engagement und Verständnis auszusprechen. Lassen Sie uns bitte im Austausch bleiben.

Mit freundlichen Grüßen

Erster Landesbeamte Dr. Andreas Honikel-Günther

Landrat Harald Sievers

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