Sehr geehrter Herr Landrat,
die rund 315 Sportvereine im Kreis Ravensburg tragen in hohem Maße zur Lebensqualität in den Kommunen bei. Vereine gestalten engagiert vor Ort das Zusammenleben mit, -das gilt ganz besonders in Zeiten von Krisen, wie etwa seit Beginn der immer noch anhaltenden Corona-Pandemie. Sportvereine sind aber auch auf zeitgemäße und funktionale Sporträume angewiesen, um Sport anbieten und ihre gesellschaftliche Integrationsleistung erbringen zu können.
Dabei haben die Vereine im Kreis Ravensburg immer wieder ihre Bereitschaft gezeigt, zusammenzurücken, wenn einzelne Sporthallen oder Sporträume aus unterschiedlichen Gründen geschlossen oder anderweitig belegt worden sind, wie jetzt im Rahmen des Ukrainekrieges oder im Rahmen der Flüchtlingskrise 2015/16. Dazu stehen wir auch weiterhin.
Aber: Derzeit sind in Ravensburg die Burachhalle, die größte Sporthalle im Kreis Ravensburg, seit Frühjahr 22 für den Sport und die Schulen geschlossen und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Schussentalhalle in Ravensburg war zuletzt Notunterkunft. Weitere Sporthallen als Notunterkünfte sollen folgen. Auch die große Sporthalle bei den Gymnasien in Ravensburg steht für den Sport wegen Sanierungsarbeiten seit Juni bis mindestens Januar 2023 nicht zur Verfügung.
Im Übrigen sind Sporthallen aus humanitären Gründen als mittel- oder langfristige Massenunterkünfte weitgehend ungeeignet.
Wir appellieren daher an alle Verantwortlichen, dass bei der Wahl der Unterkünfte für Zufluchtsuchende unsere Vereine und ihr gesellschaftlicher Mehrwert stärker berücksichtigt und mögliche Alternativen zu Sporthallen vorrangig ausgewiesen werden. Wieder sind es vor allem Kinder und Jugendliche die erneut betroffen sind. Der TSB Ravensburg z.B. erhält z.Z. viele Anfragen von Eltern von Kindern und Jugendlichen, die infolge mangelnder Hallenkapazitäten alle abgelehnt werden müssen.
Nun konkret zur Belegung von Kreissporthallen, insbesondere der Burachhalle:
Wie wir vom Sportkreis am Wochenende erfahren haben, plant der Landkreis eine weitere Belegung der Kreissporthallen mit geflüchteten Menschen. Bisher erfolgte eine Belegung der Sporthallen überwiegend mit Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine. Diese haben wir in Anbetracht des furchtbaren Krieges mitgetragen und Einschränkungen im Schul- und im Vereinssport akzeptiert. Verwundert sind wir nun über Aussagen, dass zumindest in Ravensburg, die Burachhalle nicht mehr mit ukrainischen Kriegsflüchtlingen, sondern mit internationalen Asylsuchenden belegt werden soll. Auch diese Menschen sind zu unterstützen. Allerdings ist hier ja, anders wie bei dem unerwarteten Krieg in der Ukraine, der Zugang eher abzusehen und erwartbar gewesen. Die Verfahren bei diesen Flüchtlingen dauern erfahrungsgemäß 18 – 24 Monate. Soll die Burachhalle nun die nächsten 1 ½ - 2 Jahre als Unterkunft dienen?
Es würde uns sehr freuen, wenn Sie dem Sportkreis Ravensburg folgende Fragen beantworten könnten:
• Stimmt es, dass der Landkreis nun auch internationale Flüchtlinge in Sporthallen unterbringen will?
• Wie lange sollen die internationalen Flüchtlinge in den Sporthallen untergebracht sein? Was passiert in dieser Zeit mit dem Schul- und Vereinssport?
• Welche Maßnahmen sind geplant, um die Menschen angemessen in Wohnraum unterzubringen und die Sporthallen wieder für Sport verfügbar zu machen?
• Wann können die Hallen vom Sport wieder genutzt werden? Auch hier braucht der Sport eine Perspektive.
• Was plant der Landkreis, um eine zukünftige Nutzung von Sporthallen für die Unterbringung zu vermeiden?
• Gibt es seitens des Landkreises Überlegungen Kalthallen oder andere geeignete Angebote wie z.B. ein Zelt in Nachbarschaft zur belegten Sporthalle bereitzustellen, um zumindest ein reduziertes Sportangebot im geschützten „Freien“ zu ermöglichen?
Vielen Dank für eine Antwort auf unsere Fragen. Diese wollen wir gerne an unsere Sportvereine weiterleiten.
Mit sportlichen Grüßen
Karlheinz Beck
Präsident